25. Februar 2024

Belladaire Academy of Athletes: Liars - Maren Vivien Haase

★★

Roman
480 Seiten


Kurzbeschreibung
Nika Blum kann es kaum glauben: Sie darf an der elitären Belladaire Academy in Monaco studieren! Hier kann sie ihrem Traum von einer Karriere als Profi-Fechterin einen Schritt näher kommen. Nika will dazugehören, koste es, was es wolle. Was sind da ein paar Flunkereien, um sich interessanter zu machen?
Schwimmer Ambrose Kennedy steht schon immer im Schatten seines Bruders Aaron. Als er Nikas Geheimnis entdeckt, schlägt er ihr deshalb einen Deal vor: Wenn Nika sich an Aaron heranmacht und so seine Leistung verschlechtert, hilft er ihr dabei, beliebter zu werden. Nika geht auf den Handel ein, muss sich aber bald fragen: Wie weit ist sie bereit, für eine Lüge zu gehen? Vor allem, wenn ihr Herz für jemand anderen schlägt …

Meine Meinung

In "Belladaire Academy of Athletes - Liars" entführt uns Maren Vivien Haase in die exklusive Welt der Belladaire Academy in Monaco. Als Leser wird man sofort von der faszinierenden Atmosphäre dieser elitären Institution eingesogen. Die Beschreibungen sind so lebendig, dass man sich fühlt, als wäre man selbst eine begenadete Sportlerin und Teil der Akademie.

Die Handlung ist süß und unterhaltsam, wenn auch nicht bahnbrechend. Doch das wird mehr als ausgeglichen durch die interessanten Charaktere, die trotz ihrer manchmal unüberlegten Handlungen sympathisch bleiben. Es ist beeindruckend, wie die Autorin es schafft, die Figuren so lebendig zu gestalten, dass man mit ihnen mitfühlt und mitfiebert.

Besonders gelungen ist die Dynamik zwischen Nika
und Ambrose, die sich in einem Deal wiederfinden, der ihre Beziehung zu anderen Athleten der Akademie beeinflusst. Die Frage, wie weit man für eine Lüge gehen würde, wird hier gekonnt aufgegriffen und lässt den Leser bis zum Ende mitfiebern.

Der Klappentext verspricht bereits eine spannende Geschichte über Träume, Lügen und die Suche nach Zugehörigkeit. Und genau das bekommt man auch - verpackt in eine packende Handlung, die einen mit einem guten und glücklichen Gefühl zurücklässt. Ich kann es kaum erwarten, den nächsten Teil zu lesen und noch mehr in die Welt der Belladaire Academy einzutauchen!




30. Dezember 2023

Whiteout - u.a. Nicola Yoon, Angie Thomas

   ★★

Sechs Schwarze YA-Bestsellerautorinnen erzählen einzigartige Liebesgeschichten
Erscheinungstermin: 15. November 2023
352 Seiten, 13,5 x 21,5 cm




Kurzbeschreibung


Stevie hat Mist gebaut – riesigen Mist. Und ihre (Noch-)Freundin Sola hat ihr ein Ultimatum gestellt: Entweder Stevie erklärt ihr bis 24 Uhr, wie es dazu kommen konnte, oder es ist aus. Stevie ist verzweifelt, aber hat einen Plan und die besten Freunde aller Zeiten auf ihrer Seite. Wäre da nur nicht der größte Schneesturm, den Atlanta je gesehen hat. Der sorgt dafür, dass Kaz mit seiner heimlichen Liebe in einer Mall eingeschneit wird und Evan-Rose mit ihrer Freundin am Flughafen festsitzt und sich einer unangenehmen Wahrheit stellen muss. Jordyns Gefühle kommen bei einer Schneeballschlacht auf der Autobahn ans Licht, Musikerin Jimi trifft unverhofft ihre erste große Liebe auf der Straße wieder und das frisch getrennte Paar Ava und Mason legt im Aquarium die Karten auf den Tisch. Können sie gemeinsam Stevies und Solas Liebe retten – und dabei die eigene finden?

Meine Meinung

"Whiteout" konnte mich leider nicht restlos überzeugen, dennoch bin ich mir sicher, dass viele Leser*innen Freude an der Geschichte finden können.

Die Vielzahl von Liebesgeschichten im Buch, obwohl für meinen Geschmack etwas zu viele, sind schön und könnten für sich genommen durchaus ansprechend sein. Die vielen Charaktere und Namen erschienen mir jedoch persönlich etwas überwältigend, was es schwer machte, eine emotionale Bindung zu den Figuren aufzubauen. Die Beschreibungen der Personen waren oft zu knapp, und ich konnte sie mir nicht gut vorstellen, was die Identifikation mit ihnen erschwerte. Deswegen fiel es mir sehr schwer, bei der Geschichte am Ball zu bleiben. Ich kam nicht in die Dynamik der Story hinein, weil ich gefühlt wie eine leicht verwirrte und überforderte Zuschauerin am Rand stand, statt emotional in der Geschichte dabei zu sein. Dazu kommt, dass mir Stevie leider nicht wirklich sympathisch war und die gesamte Entschuldigungsaktion (also das Grundgerüst der gesamten Handlung) für mich überspitzt und unrealistisch wirkte.

Das Vorgängerbuch "Blackout" konnte mich wesentlich mehr begeistern, da die Charaktere dort deutlicher konturiert waren und die einzelnen Geschichten nicht so halbgar miteinander verwoben waren, sondern entspannt nebeneinander existierten. 

Nichtsdestotrotz will ich unbedingt hervorheben, welche große Bedeutung Bücher wie "White Out" und "Blackout" haben, die schwarze Liebesgeschichten erzählen. Es ist großartig, dass Autor*innen solche Geschichten verfassen und damit mehr Vielfalt in die sehr weiße Jugendbuch-Welt bringen. 

Abschließend lässt sich sagen, dass meine persönliche Enttäuschung nicht das Potenzial ausschließt, das "White Out" für andere Leser*innen haben könnte. Jede*r hat unterschiedliche Vorlieben, und dieses Buch könnte genau das Richtige für diejenigen sein, die eine facettenreiche Liebesgeschichte in einem originellen Setting schätzen, besonders vor dem Hintergrund der Bedeutung, schwarze Stimmen in der Literatur zu stärken.

Nimm mich mit dir, wenn du gehst - David Levithan & Jennifer Niven

  ★★

Erscheinungstermin: 26. April 2023
352 Seiten




Kurzbeschreibung

Ezras Leben ändert sich von einem Tag auf den anderen, als seine ältere Schwester urplötzlich verschwindet. Kein Brief, kein Hinweis, keine Vorwarnung. Das Einzige, was er findet, ist eine geheime Mailadresse. Alles hätte er von seiner großen Schwester erwartet, aber niemals, dass sie ihn alleinlässt. Verzweifelt versucht er, dem Geheimnis ihres Verschwindens auf die Spur zu kommen.
Bea weiß schon lange, dass sie von zu Hause fliehen muss. Hals über Kopf, ohne ihren jüngeren Bruder in eine fremde Stadt aufzubrechen war allerdings nie ihr Plan. Doch eine geheimnisvolle Nachricht in ihrem Postfach ändert einfach alles – und sie begibt sich auf die Suche – nach jemandem, von dem sie nicht einmal weiß, ob er je gefunden werden will.

Meine Meinung
Zuerst war ich mir unsicher, ob das Buch meine "50 Seiten Chance" besteht, aber zum Ende hin habe ich es regelrecht verschlungen und nur drei Tage gebraucht, um es zu lesen. 

Die Geschichte hat schnell Fahrt aufgenommen, war zwar selten richtig spannend, aber dennoch interessant und aufregend genug geschrieben, um mehrere Stunden am Stück zu lesen. Weil ich Brief-Romane sehr liebe, wurde ich auf dieses Buch aufmerksam. Leider wurden meine Erwartungen an einen Briefroman jedoch nicht ganz erfüllt. Das gesamte Buch besteht ausschließlich aus E-Mails, ohne Unterbrechungen – alles sind E-Mails von unterschiedlichen Charakteren aneinander, meistens zwischen den beiden Protagonisten. Soweit so gut. Die Erzählweise in diesen E-Mails hatte jedoch nicht wirklich etwas mit normalen E-Mails gemein. Stilistisch wirkte es eher so, als wäre abwechselnd ein Kapitel aus der Perspektive von Bea und eines von Ez geschrieben, mit der Besonderheit, dass sie dem jeweils anderen davon erzählen. Es hatte viel mehr etwas literarisch Monolog-haftes als den Stil einer E-Mail, die Jugendliche schreiben. Stilistisch passte das einfach nicht so ganz zusammen und wirkte für mich besonders am Anfang irritierend und etwas nervig. Im Verlauf der Geschichte konnte ich es jedoch weitestgehend ausblenden und hatte dann nicht mehr so große Probleme damit.

Generell hat das Buch viele wichtige Themen behandelt und ist dabei all-in gegangen. Es war beeindruckend, dass nicht nur an der Oberfläche des Themas gekratzt wurde, sondern intensiv von verschiedenen Seiten und Perspektiven beleuchtet wurde. Trotzdem wurde es für einen Lesenden (der nicht getriggert wird) nicht zu brutal, blutig und psychisch belastend, sondern blieb in einem erträglichen, verkraftbaren Rahmen. 

Ein sehr gutes Jugendbuch, das ich vielen Jugendlichen empfehlen würde, sei es dazu, um den Horizont zu erweitern oder um einen Blick dafür zu bekommen, wie das Leben in anderen Familien aussehen kann.

Miez Marple und die Pfote des Todes - Fabian Navarro

 ★★

Roman
Erscheinungstermin: 15. November 2023
224 Seiten




Kurzbeschreibung
Als ihr Gefährte Kater Watson von einem verschwundenen Straßenkätzchen erzählt, ist Katzendetektivin Miez Marple überzeugt, dass der kleine Streuner schnell wieder auftauchen wird. Doch sie wird eines Besseren belehrt. Denn hinter dem Verschwinden des Kätzchens verbirgt sich ein Fall, der sogar ihr das Fell zu Berge stehen lässt. Miez Marple, Watson und die Taube Betti nehmen die Ermittlungen auf. Dabei stoßen sie auf eine mysteriöse Mordserie und wohnen düsteren Treffen auf Friedhöfen bei. Doch Miez Marple und ihr Team sind fest entschlossen, den Fall zu lösen und dem Bösen ihre flauschige Stirn zu bieten.

Meine Meinung
Was für ein großartiges Buch! Hut ab, lieber Fabian Navarro!
 
In Rekordzeit habe ich "Miez Marple und die Pfote des Todes" verschlungen und es ausgesprochen genossen. Aber von Anfang an: Zugegebenermaßen fiel es mir zuerst etwas schwer, mich in Navarros Schreibstil einzufinden. Wenn man vorwiegend in der Welt plätschernder Belletristik zuhause ist, wo die Augen entspannt über die Zeilen gleiten können, hier mal ein paar Worte überspringen und dort einen Satz auslassen können, ist dieses Buch doch etwas anderes. Es klingt vielleicht seltsam, aber ich musste mir hier erst wieder angewöhnen, die Worte wirklich zu "lesen". Das resultierte vor allem aus vielen neuen Wortschöpfungen, einigen Fremdwörtern und dem allgemein eher eloquenten Sprachstil. Doch nach kurzer Zeit fand ich mich gut in der Geschichte und dem Schreibstil zurecht. Da ich den ersten Teil nicht gelesen hatte, machte ich mir Sorgen, mit einigen Wissenslücken kämpfen zu müssen. Das stellte sich jedoch als unbegründet heraus. Es gab hier und da Bezüge auf den ersten Teil, aber sie waren nicht viele und spielten zu keinem Zeitpunkt eine entscheidende Rolle für die Handlung – das fand ich wirklich gut gelöst.

Die Handlung selbst hat mir außerordentlich Spaß gemacht. Als absolute Angsthäsin und Krimimuffel hatte ich Bedenken, dass die Geschichte zu krimihaft, gruselig oder schaurig werden könnte. Glücklicherweise war das nicht der Fall! Dennoch entwickelte sich eine wunderbare Dynamik und Spannung, ein stetiges Zuspitzen der Handlung, das schließlich in einem filmgleichen Showdown gipfelte. Dabei war das Ende zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar, es gab definitiv einige gelungene Twists, die das Dranbleiben leicht machten. Das Buch hat meiner Meinung nach die perfekte Länge, denn zu keinem Zeitpunkt kam Langeweile auf (ich habe zur Abwechslung mal keine Passagen überflogen), und gleichzeitig wurde die Handlung nicht gehetzt – eine großartige Kombination.

Besonders hervorheben möchte ich die vielen cleveren Details in der Geschichte. Von den Namensgebungen der Charaktere über die putzige Darlegung katziger Eigenschaften bis zu den raffiniert gelösten Parallelen zwischen Tier- und Menschenwelt – oft dachte ich einfach nur: Wow, wie clever. Und ich glaube, das fasst es wirklich gut zusammen: Dieses Buch ist ein cleveres Buch, geschrieben von einem Autor, der weiß, wie man mit Sprache umgeht und vor allem eine atemberaubend bunte, witzige und umfangreiche Fantasie hat, von der wir nun profitieren können. An dieser Stelle möchte ich auch noch ein kurzes Lob an meine eigene Fantasie aussprechen, denn ich konnte mir alles sehr bildhaft vorstellen, auch wenn die Protagonisten ungewohnterweise keine Menschen waren. Aber vermutlich ist dieses Lob auch eher ein Lob für den Autor ;) 

Ich freue mich darauf, bald den ersten Teil zu lesen – das werde ich definitiv tun. Solange bleibt dieses Buch eines meiner Jahreshighlights.

Hotel Freiheit - Gisa Pauly

★★

Sylt-Saga 3
Roman
Erscheinungstermin: 15. März 2023
432 Seiten




Kurzbeschreibung
Sylt, Gegenwart. Das berühmte Café und Hotel König Augustin wird mittlerweile von Kari geleitet, Brit hat sich aus dem Alltagsgeschäft zurückgezogen. Aber wie soll es weitergehen? Karis Tochter Alisia, die das Geschäft übernehmen soll, hat eine eigene Karriere: Sie ist ein gefragtes Model und erobert unter dem Namen „La Cappuccina“ sämtliche Laufstege. Dann aber ändert sich alles, denn ihr begegnet die große Liebe. Dieser Mann scheint jedoch genau der Falsche zu sein…


Meine Meinung
Das Wiedersehen mit den bekannten Protagonisten war wie ein Treffen mit alten Freunden – alle waren dabei, und es fühlte sich an, als wäre man nie getrennt gewesen.

Im Vergleich zu seinem Vorgänger schlägt dieses Buch definitiv die bessere Richtung ein. Das erste Buch war eindeutig das stärkste, während das zweite etwas "an den Haaren herbeigezogen" wirkte. Hier hingegen glänzt die Hauptfigur durch ihre Bodenständigkeit und wurde äußerst sympathisch geschrieben. Man konnte sich gut in sie hineinversetzen und ihre Entwicklung mitverfolgen.Besonders schön fand ich, wie die Geschichten der Protagonisten aus den vorherigen Büchern fortgesetzt wurden und weiterhin eine Rolle spielten. Das verlieh der Handlung eine zusätzliche Tiefe und machte das Lesen umso interessanter.

Allerdings hatte "Hotel Freiheit" auch seine Längen. Zwischendurch gab es Momente der Spannung, die jedoch manchmal von eher "plätschernden" Abschnitten abgelöst wurden. Die Liebesgeschichte der Hauptfigur schien ab einem gewissen Punkt einfach abgearbeitet zu werden. Dies trug dazu bei, dass das Ende konstruiert und wenig überzeugend wirkte. Das Ende selbst war zudem abrupt, und nicht alle Handlungsstränge wurden aufgeklärt oder angemessen beendet – ein Punkt, der mich als Leser etwas frustriert zurückließ. 

Gisa Pauly überzeugte mich aber erneut mit ihrem locker-leichten Schreibstil, der das Lesen angenehm gestaltet. Trotz der genannten Kritikpunkte würde ich definitiv eine weitere Reihe von ihr beginnen. Insgesamt vergebe ich 4 von 5 Sternen, denn das positive Leseerlebnis hat die kleinen Mängel überwogen. 

19. Mai 2023

Die geflohene Geschichte - Kate Kowalski

 ★★★

Heyne, 416 Seiten


Kurzbeschreibung
Worte haben Macht, das weiß jeder in der Schriftstellerstadt Kapitolo. Denn aus Worten werden Figuren und Figuren werden lebendig. Deshalb muss jeder, der des Schreibens mächtig ist, seine Fingerabdrücke und eine Speichelprobe abgeben – sollte eine Figur aus ihrer Geschichte entkommen, können die Behörden so den Schöpfer der Figur identifizieren, der diese dann in die Geschichte zurückschreiben muss. Die leidenschaftliche Fantasy-Autorin Kate hatte bisher noch nie Probleme mit ihren Figuren. Umso erstaunter ist sie, als sie eines Nachts von der Polizei aus dem Bett geklingelt wird: Eine ihrer Figuren soll einen Mord begangen haben. Für Kate beginnt ein Abenteuer, in dem sie nicht nur ihre Figur finden und ihren guten Ruf retten muss, sondern auch einem Geheimnis aus der Vergangenheit auf die Spur kommt ...


Meine Meinung
Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass ich mich lange vor diesem Buch gedrückt hatte. Denn nachdem ich es begeistert bestellt und angefangen hatte zu lesen, bekam mein Enthusiasmus schnell einen Dämpfer, weil das Buch dann doch komplett anders war, als ich es erwartet hatte. Ich legte es erst einmal wieder zur Seite, bis ich mich aufraffen konnte es wieder zur Hand zu nehmen und endlich fertig zu lesen. Einige Punkte haben mich dann doch positiv überrascht, andere jedoch leider auch enttäuscht oder eher verärgert. 

Die Idee hinter dem Buch ist zweifellos sehr originell. Die Autorin hat um die Stadt Kapitolo eine durchdachte fiktive Welt geschaffen. Die gesamte Atmosphäre, von dem einfühlsamen Vorwort bis hin zur Danksagung, sorgt für eine allumfassende Illusion, in die man komplett eintaucht. Man fragt sich unweigerlich, was wirklich ist und was nicht. Besonders beeindruckten mich fantasievolle Details wie die „Figurenhaftpflichtversicherung für Minderjährige“, solche kleinen kreativen Einfälle haben mir großen Spaß gemacht.

Als Kritikpunkt muss ich jedoch anmerken, wie die Verteilung der handlungstechnisch wichtigen Information auf den Roman verteilt wurden. Was mich am meisten daran störte war die Tatsache, dass der Leser unglaublich lange im Unklaren gelassen wurde. Viele wichtige Informationen wurden bewusst zurückgehalten, was anfangs zwar spannend wirkte, aber nach einer Weile einfach nur nervig war. Schon ganz am Anfang wurde von „Rosalie“ in bedeutungsschwerem Tonfall gesprochen, ohne dass wir wussten, wer sie überhaupt ist und bis man auch nur die ersten Hinweise zu ihr erfährt, sollten noch viele, viele Seiten vergehen. Bis dahin hatte man schon wieder vergessen, was 200 Seiten zuvor von ihr geschrieben wurde. Dadurch wurde es mir als Leserin unmöglich gemacht in dem Krimi-Szenario aktiv mitzurätseln und zu spekulieren. Wir waren stets der Protagonistin weit unterlegen, und das führte zu einem frustrierenden und unnötigen Gefühl. Es wäre genauso möglich gewesen, die ganze Geschichte um „Rosalie“ viel früher zu enthüllen, anstatt sich hunderte Seiten lang um den Kern herumzudrücken. Das Ende wirkte daraufhin dann ebenfalls etwas merkwürdig und ich fragte mich: Was hat die Protagonistin nun tatsächlich gelernt? Was war der konkrete Wendepunkt, der zu diesem Ergebnis geführt hat? Nach einem so langen Krimi-Weg erschien es mir einfach nicht schlüssig genug. 

Alles in allem muss ich natürlich sagen, dass die Idee hinter dem Buch großartig war und das Setting spannend gestaltet wurde. Dennoch blieb die Umsetzung leider an einigen Stellen mangelhaft. Es fehlte an einer geschickten Handhabung der Konstruktion, und das Unwissen des Lesers wurde zu lange ausgereizt. Trotz dieser Schwächen ist das Buch ein faszinierendes Abenteuer, das die Leserinnen und Leser mit auf eine aufregende Reise nimmt.


5. Januar 2023

Leas Spuren - Bettina Storks

 ★★★

Diana, 480 Seiten 



Kurzbeschreibung
Paris 2016: Ein lukratives Erbe winkt der Stuttgarter Historikerin Marie und dem französischen Journalisten Nicolas, wenn sie eine schwierige Aufgabe lösen: Gemeinsam sollen sie ein lang verschollenes Gemälde finden und es den möglichen Überlebenden einer jüdischen Pariser Familie zurückgeben. Ihre Suche führt sie nicht nur in die Wirren des Zweiten Weltkriegs und an die Abgründe der Besatzungszeit, sondern wird rasch zu einem atemlosen Ringen mit der Vergangenheit ihrer Familien. Im Dickicht des Kunstraubs der Nazis muss sich Marie einem schrecklichen Geheimnis stellen – und bald auch ihren Gefühlen für Nicolas.

Dramatisch, atmosphärisch und hoch spannend – mit großer Erzählkunst verwebt Bettina Storks reale Begebenheiten und Fiktion.

Meine Meinung
Wenn auf einem Buchcover groß dein eigener Vorname steht, zögerst du nicht lange ;)
Ich heiße Lea und ja, zugegebenermaßen war das ein wichtiger Grund bei der Entscheidung, ob ich dieses Buch lesen wollte. Glücklicherweise kann ich sagen - ich wurde nicht enttäuscht. 
Wie wir es aus diversen historischen Romanen gewöhnt sind, werden auch hier zwei Handlungsstränge miteinander verknüpft, Gegenwart und Vergangenheit. Das ist natürlich nichts überraschendes Neues, hat sich aber im Genre bewährt und klappt auch hier wunderbar. Man liest also zwei Geschichten in einem und erfährt wie die Protagonisten der Gegenwart, immer mehr Hintergrundinformationen aus der Vergangenheit. Dazu gesellen sich wohl recherchierte und spannende Fakten zum Themenkomplex Kunstraub im Zweiten Weltkrieg, die für mich wirklich interessant waren. 
Bettina Storks verwendet einen leicht leserlichen Schreibstil, der für mich aber vor allem in der Gegenwarts-Handlung sehr oberflächlich bleibt. Marie und Nicolas aus dem Jahr 2016 blieben für mich charakterlich wenig greifbar und aussagekräftig, sodass jener Handlungsstrang für mich sehr dahin plätscherte. Dies hatte zur Folge, dass ich das Buch zwei Mal für mehrere Monate unterbrach, bis ich es schließlich fertig gelesen hatte. 
Wer auf der Suche nach einer interessanten und sprachlich unkomplizierten Lektüre ist, wird hier auf jeden Fall fündig und kann sich gleichzeitig noch mit einem wichtigen Thema unserer Geschichte auseinandersetzen.